Die Fälle

5 Studenten, ermordet am 2. Januar 2006 in Trincolamee.

Manoharan Ragihar 22.9.1985

Yogarajah Hemachchandra 04.03.1985

Logitharajah Rohan 07.04.1985

Thangathurai Sivanantha 06.04.1985

Shanmugarajah Gajendran 16.09.1985

Am 2 Januar 2006 wurden in Trincomallee 5 tamilische Jugendliche von den Sri Lankischen Sicherheitskräften getötet und zwei schwer verletzt.

Etwa um 19:00 Uhr traf sich eine Gruppe von Studenten des Sri Konegeswan Hindu Kollegs und des St. Josefs Kollegs am Strand von Trincomalee, als eine Granate aus einer vorbeifahrenden Autorickscha geworfen wurde. Die Studenten liefen weg, aber schließlich wurden doch drei durch die Explosion verletzt. Kurze Zeit später kam eine Gruppe von 10 bis 15 uniformierten Beamten, vermutlich von der Spezial Task Force (STF). Sie nahmen die verletzten Studenten mit in ihrem Jeep und schlugen sie mit Gewehrkolben und warfen sie dann auf die Straße. Nach Aussagen von Zeugen erschossen die Sicherheitskräfte dann fünf Studenten. Alle 5 waren 20ahre alt: Gajendran Shanmugarajah, Rohan Lohitharaja, Sivanantha Thangathurai, Hemachandran Yogaraja and Ragihar Manoharan. Zwei weitere überlebten verletzt: Pararajasingam Kokularaj and Yoganathan Poongulalon.

Marinepersonal errichteten nach der Granatenexplosion Checkpoints und hinderte besorgte Eltern, den Tatort zu erreichen. Die Straßenbeleuchtung wurde ausgeschaltet, so daß es schwierig war zu sehen und die Umstehenden wurden unter vorgehaltener Waffe gezwungen sich hinzuknien oder hinzulegen. Es war das Ende der Ferien und an dem beliebten Treffpunkt am Strand waren viele Zivilisten eingeschlossen zur Zeit der Explosion. Diese Zivilisten waren mögliche Zeugen die eine sichere und angemessene Untersuchung des Vorfalls ermöglicht hätten wenn man sie als Zeugen festgestellt hätte. Unglücklicherweise wurden die anfänglichen Untersuchungen sehr fehlerhaft durchgeführt und alle bekannten Zeugen wurden mit Drohungen konfrontiert.

Am 2. Januar 2006 berichtet BBC Sinhala Service im Sandeshaya Radio Programm das fünf junge Tamilen vermutlich bei einer Explosion im Osten von Trincomalee getötet wurden. Der Sri Lankische Verteidigungsminister sagte, die Studenten wären beschuldigte Rebellen, die ein Attentat geplant hätten und die Granate wäre vorzeitig explodiert und hätte ihren Tod verursacht. Allerdings hat ein Sprecher der SLMM dem Sandeshaya Programm erzählt „es war augenscheinlich, daß alle fünf Studenten in den Kopf geschossen wurden in einer Art und Weise, das Sie beschrieben als vergleichbar einer Hinrichtung“ Nach der Ermordung der Studenten erlaubten die Sicherheitskräfte der Öffentlichkeit nicht, die Toten zu sehen und nahmen Sie direkt mit zum Trincomalee Krankenhaus.

Weil die Militärsprecher erwähnten, daß die Studenten durch ihre eigene Granate getötet wurden bei einem fehlgeschlagenen Angriff auf die Armee, berichteten Sudar Oli und andere Tamilischen Medien, das die Männer durch Schußwunden getötet wurden. Der Journalist Subramaniyam Sugirdharajan organisierte einen Besuch der Leichenhalle wo die Leichnahme der Studenten aufgebahrt wurden und dokumentierte Schußverletzungen am Hinterkopf. Diese Fotographien erreichten weite Verbreitung in der tamilischsprachigen Print- und Internetmedien und waren hilfreich in der Gewährleistung eine Obduktion durchzuführen, nachdem auch Brigadier Parasad Samarasinghe die Schußwunden bestätigte. Eine Bezeugung durch Junior Medizinbeamter Dr. Gamini Gunatunge im Trincomalee Amtsgericht am 17. Januar 2006 bestädigte den Tod durch Schußwunden.

Nach zunehmender nationaler und internationaler Verurteilung, setzte der Präsident eine Untersuchungskommission (COI) im Sept 2006 ein, die diesen Fall und 15 andere untersuchen sollen.1)

Bedrohung von Dr. Kasipillai Kanoharan und seiner Familie

Familienmitglieder der Opfer berichteten, daß sie nach dem Vorfall unter Druck gesetzt wurden, zu schweigen und die meisten taten das auch. Dr. Kasipillai Manoharan, der Vater von Ragihar Manoharan war eine Ausnahme. In einer Untersuchung vor dem Amtsgericht von Trincomallee am 10. Januar 2006 machte Dr. Manoharan eine Aussage. In der Nacht hörte die Familie Steine an ihr Haus werfen. Dr. Manoharan erhielt auch eine Reihe von anonymen Telefonanrufen in dieser und verschiedenen anderen Nächten von einem singalesisch sprechenden Mann der wenige Worte tamilisch sprach und drohte ihn und seine Familie zu töten, wenn er in der Untersuchung aussagen würde.

Dr. Manohara war einer von wenigen Zeugen, die in den folgenden Wochen vor dem Amtsgericht aussagten. Ein singalesicher Polizeibeamter der der Gerichtsverhandlung beiwohnte, so wird berichtet, nannte die Zeugen Tigers, daß heißt er meinte Mitglieder der LTTE. Wenige Tage nach der Gerichtsanhörung erschien ein Motoradfahrer, der einen Helm trug, so daß man sein Gesicht nicht sehen konnte und fragte bei der Familie nach Dr. Manoharan. Als Dr. Manoharans Frau – sie ist ebenfalls eine Ärztin – erschien, um medizinische Hilfe zu leisten, fragte er erneut nach Dr. Manoharan und als er realisierte, daß dies nicht möglich war, ging weg.

Dr. Manoharan gab seine medizinische Praxis auf und seine Kinder gingen nicht mehr zur Schule. Dr. Manoharan benachrichtigte die Beobachter Mission für Sri Lanka (SLMM) (entsand von Norwegen, Dänemark, Finland, Island und Schweden um den Waffenstillstand zwischen der Regierung und der LTTE zu beobachten) das IKRK und den UN Flüchtlingskommissar und die Nationale Menschenrechtskommission über die Morddrohungen die er und seine Familie erhielt.

Dr. Manoharan, der Vater von einem der Studenten, die am 2. Dezember 2006 getötet wurden verließ konsequenterweise das Land, da er um seine Sicherheit fürchtete. Subramaniyam Sugirdharajan, ein Journalist und Einwohner der Hafenstadt Trincomallee wurde nach Berichten am 24. Januar 2006 um 6 Uhr von nicht identifizierten Männern auf Motorrädern beschossen und getötet. Subramaniyam Sugirdharajan hatte Photographien und Reportagen über die 5 getöteten Studenten mit Kritik an der Armee und der Karuna Fraktion in der Tamilischen Zeitung Sudat Oli veröffentlicht.

DIE ERMORDUNG VON 17 ENTWICKLUNGSHELFERN EINER INTERNATIONALEN NGO, ACTION CONTRE LA FAIM, IM AUGUST 2006

Am 6. August 2006 wurden die Leichen von 15 Entwicklungshelfern der französischen Hilfsorganisation Aktion gegen Hunger (Action contre la Faim, ACF) mit dem Gesicht zum Boden im Vorgarten des ACF – Büros in Muttur entdeckt. Sie hatten Schusswunden in Kopf und Hals, was darauf hindeutet, dass sie aus nächster Nähe wie bei Exekutionen hingerichtet wurden. Die Leichen zwei weiterer Mitarbeiter wurden am 8. August in einem Wagen in der Nähe gefunden. Vielleicht wurden sie bei der Flucht getötet. Insgesamt sind 17 ACF Mitarbeiter, vier Frauen und 13 Männer, am 4. oder 5. August 2006 von unbekannten Tätern getötet worden, wahrscheinlich von Mitgliedern der Sicherheitskräfte.

Mehrere internationale Organisationen äußerten den starken Verdacht, dass die staatlichen Sicherheitskräfte am ACF Massaker beteiligt waren. Die Regierung machte die LTTE für die Tötungen verantwortlich. Die Beweisführung, wer die ACF Mitarbeiter getötet hat, hängt in erster Linie von der Feststellung des Todeszeitpunkts ab, da sowohl die LTTE als auch die srilankischen Sicherheitskräfte das Gebiet in der ersten Augustwoche zeitweise unter ihrer Kontrolle hatten. Die „Sri Lankan Monitoring Mission“ (SLMM) bekam von den Sicherheitskräften keine sofortige Zugangs-erlaubnis zum Schauplatz des Verbrechens, daher deklarierten sie die Tötungen als Verletzung des Waffenstillstands durch die Regierung. Peter Apps, Reuters – Korrespondent, der am 6. August 2006 in Mutter ankam, sagte, dass die Sicherheitskräfte in Interviews mit ihm deutlich darauf hingewiesen hätten, dass die LTTE sich am Vortag zurückgezogen habe, daher gehe er davon aus, dass die Sicherheitskräfte für die Stadt verantwortlich waren, als das Massaker stattfand.

Wie ich schon oft denen erzählte, die mich fragten, kam ich am nächsten Tag in der Stadt an im Rahmen einer vom Militär organisierten Media Tour. Die Militärs brannten darauf zu zeigen, dass sie wieder die Kontrolle über die Stadt hatten, ungeachtet der weiter stattfindenden Zusammen- stöße in den Vororten. Ich wusste nicht, dass das ACF Team fehlte, aber ich bedrängte die lokalen Militär-Kommandanten vor Ort heftig und verlangte detaillierte Aussagen zu zivilen Opfern. Sie erwähnten das Massaker mit keinem Wort – aber sie sagten ganz klar, dass die Rebellen sich am Vortag zurückgezogen hätten. Peter Apps, Reuters Korrespondent (41)

Ein sehr wichtiges Beweisstück sind mehrere Fotografien, die von Mitgliedern des „Consortium of Humanitarian Agencies“ (CHA) gemacht wurden, den ersten Außenstehenden, die den Schauplatz nach dem Massaker vom 6. August erreichten. Der Verwesungszustand der Leichen auf den Fotos soll die Theorie unterstützen, dass die Tötungen schon am 4. August oder spätestens am Morgen des 5. August stattfanden. Die University Teachers for Human Rights (Jaffna) (UTHR(J)) fanden nach monatelangen mühevollen Recherchen heraus, dass die ACF – Mitarbeiter am Nachmittag des 4. August getötet wurden, und beschuldigten drei Mitglieder der Sicherheitskräfte die Tötungen vorgenommen zu haben, und zwar einen muslimischen Home Guard und zwei Polizeibeamte, die Berichten zufolge von Kommandos der Navy Special Forces (Sonderstreitkräfte der Marine) zum ACF – Büro gebracht worden waren. (42) Die Regierung bleibt dabei, dass die Tötungen früher stattfanden, und zwar am Morgen des 4. August, und dass die LTTE das Gebiet zu dieser Zeit kontrollierte. Für den Tötungszeitpunkt zitiert die Regierung den Bericht des Judicial Medical Officer (JMO).

Der UTHR Bericht enthält detaillierte Information zu Bewegungen des Militärs in der Stadt zu dieser Zeit und weist darauf hin, dass es Zeugen gab, die zu diesem Zeitpunkt anwesend waren und weitere Beweismittel hätten liefern können, wenn es genügend Interesse an der Aufklärung des Vorfalls und ausreichende Zusagen für die Sicherheit der Zeugen gegeben hätte.

Obwohl es sich um den größten Einzelangriff auf Mitarbeiter einer Hilfsorganisation handelt, der sich jemals in Sri Lanka ereignet hat, und obwohl sich Sicherheitskräfte der Regierung zur fraglichen Zeit in Muttur oder in der Nähe aufhielten, scheint keine Abteilung der Sicherheitskräfte eine Untersuchung des ACF – Massakers zu der Zeit durchgeführt zu haben.

Es ist gut dokumentiert, dass die Polizei es versäumte den Schauplatz des Verbrechens auf dem ACF – Gelände zu sichern, was wiederum zum Versäumnis systematischer Beweissicherung führte. “Ab dem 5. Morgen wurde das ACF – Gelände unbeschützt gelassen, so dass Beweisstücke mehrere Tage lang verändert werden konnten,” merkt der UTHR(J) in seinem Sonderbericht Nr. 27 an. Auch wurden die Leichen nicht von der Polizei weggebracht, so dass Kollegen der Opfer selber die Leichen einsammeln und zurück nach Trincomalee überführen mussten. UTHR(J) hat einige Berichte zum ACF – Massaker zusammengestellt und berichtet:

Bevor [Kollegen der Opfer] anfingen die Leichen einzusammeln, rief ein Onkel einer getöteten Frau, Kohila mit Namen, und Arzt in dem Gebiet von Mutur, das ACF – Büro an und teilte den Mitarbeitern mit, dass er Anrufe aus Mutur bekommen habe, dass die Behörden vorhätten, die Leichen zu verbrennen. An der Brücke, die die Regionen von Seruvila und Mutur trennt, blieben die zwei Polizisten, die das Team begleitet hatten, zurück mit dem Hinweis, sie hätten Anweisung aus Trincomalee, die Region von Mutur nicht zu betreten. Das Militär ließ sie nicht passieren, bis sie alles ACF – Gerät und alle Antennen entfernt hatten. Dann fuhren sie als reine Zivilpersonen weiter und erreichten Mutur gegen 15 Uhr. Zum Erstaunen derer, die dabei waren, hatte die Polizei keinerlei Anstalten gemacht, um den Schauplatz des Verbrechens zu schützen oder abzusperren, obwohl sie schon seit zwei Tagen, vom fünften Morgen nach der Tat(?), davon wussten. Der lokale Politiker, der als erster [die ACF – Kollegen] über die Morde informiert hatte, kam vorbei und fragte, warum sie nicht früher gekommen seien, und teilte ihnen mit, dass die Behörden planten, die Körper zu entfernen oder zu beseitigen. UTHR(J) Bericht Nr. 25

Die Regierung benannte nun einen Judicial Medical Officer (JMO) aus Anuradhapura, um die Autopsien vorzunehmen, und setzte sich damit über eine anfängliche Anweisung des Amtsgerichts von Trincomalee hinweg, dass der JMO aus Trincomalee diese Arbeit machen sollte. Dr. Waidyaratne, der JMO aus Anuradhapura, führte zunächst keine volle Autopsie durch, sondern hielt nur die Verletzungen und Todesursachen in einem Bericht fest.(43) Nach einem Bericht von Dr. Malcolm Dodd, einem erfahrenen forensischen Pathologen, der von der australischen Regierung geschickt worden war, um die srilankischen Behörden bei der erneuten Untersuchung des Falles zu unterstützen, wurden alle 17 Leichen ursprünglich von Dr. Waidyaratne und einem jüngeren Kollegen in einem Zeitraum von fünf Stunden am 8. August 2006 “unter weniger als optimalen Bedingungen” untersucht.(44)

Politische Einmischung setzte sich fort in Form der plötzlichen Abberufung des Amtsrichters von Mutur, und zwar einen Tag, bevor er das Urteil der gerichtlichen Untersuchung präsentieren sollte. Der Amtsrichter von Mutur urteilte, dass die Untersuchung des Falles unangemessen gewesen sei. Er habe geplant, seine Ergebnisse vorzustellen, aber die Überweisung des Falls (an einen anderen Richter) habe ihn zum Schweigen verurteilt. Die Überweisung dieses Falles weg vom Amtsgericht in Mutur erfolgte Berichten zufolge auf telefonische Anweisung des Sekretärs des Justizministeriums, und nicht durch den Sekretär der „Judicial Services Commission“, der normalerweise hierfür zuständig ist.

Eine Folge der Ablösung des Amtsrichters von Mutur durch einen Amtsrichter aus Anuradhapur und der Überweisung des Falls an das Amtsgericht von Anuradhapura war, dass die Sprache des Gerichts und der Berichte nun singhalesisch war. Dies führte zu zusätzlichen Schwierigkeiten für die Familien der Opfer, deren Sprache tamilisch ist. Die Familien wurden mit weiteren Schwierigkeiten konfrontiert, weil sie nun zum weiter entfernten Anuradhapura reisen mussten. Im September 2006 wurde der Fall ein weiteres Mal überwiesen, dieses Mal nach Kantale, was näher an Trincomalee und Mutur liegt, und so die Anreise für Zeugen erleichterte. Die Überweisung von Fällen an andere Gerichte wird in Sri Lanka nicht selten praktiziert, und es trägt wesentlich zum Problem der Straflosigkeit bei. Viele wichtige Menschenrechtsfälle wurden aus dem Norden und Osten in andere Landesteile überwiesen. Es ist tatsächlich so, dass Angehörige der Sicherheitskräfte, die wegen Menschenrechts- verletzungen im Norden und Osten angeklagt werden, routinemäßig die Gerichte um die Überweisung ihrer Fälle in Gebiete bitten, die singhalesischsprachig sind, angeblich aus Sicherheitsgründen. Diese Überweisungen machen es schwieriger, teuerer und gefährlicher für Zeugen, Opfer und ihre Familienangehörigen zu den Gerichten zu gelangen, und steigern damit die Wahrscheinlichkeit, dass sie Gerichtstermine versäumen und ihre Klagen mangels Beweisen abgewiesen werden.(45)

Berichten zufolge wurden Familien der Opfer unter Druck gesetzt, die Erlaubnis zur Exhumierung der Leichen für eine erneute Autopsie zu verweigern. Doch letztendlich wurden 11 Leichen im Oktober 2006 durch den JMO Dr. Waidyaratne und sein Team nochmals untersucht, wobei Dr. Dodd als Beobachter das Team unterstützte. Diese zweite Untersuchung ergab, dass alle 11 Opfer an Schusswunden starben und dass sechs Leichen “gut erhaltene und kaum deformierte” 7,62mm Projektile enthielten. Das Team berichtete auch, dass ein einzelnes 5.56mm Projektil (was den Einsatz eines zweiten Waffentyps vermuten lässt) vom Schädel eines der Opfer geborgen werden konnte.(46)

Dr. Dodds Bericht empfahl eine detaillierte ballistische Analyse um herauszufinden, wie viele Waffen (Schüsse) abgefeuert worden waren. Beobachter haben die Sorge geäußert, dass wichtige Beweismittel gefährdet waren, nachdem die Polizei die Kontrolle über die sichergestellten Kugeln vom JMO übernahm und weitere Beweismittel zur Untersuchung dem „Government Analyst’s Department“ übergaben, ohne dass ein australischer Ballistikexperte dabei war, wie es der Amtsrichter angeordnet hatte und wie es in einem Kooperationsvertrag zwischen der srilankischen und australischen Regierung vereinbart worden war. “Leider wurde die Kontrollkette für die Kugeln durchbrochen, als Detektive des CID die Kugeln von Dr. Waidyaratne, dem Judicial Medical Officer aus Anuradhapura, an sich nahmen, bevor sie dem Regierungsanalysten für ballistische Tests übergeben werden konnten.”(47)

Die Sicherheitskräfte behinderten weiterhin die Nachforschungen der Kommission, und verweigerten Informationen aufgrund der nationalen Sicherheit. Öffentliche Hörungen wurden gesprengt durch die theatralischen Auftritte von Anwälten, die sowohl im Zusammenhang mit den Anhörungen als auch in mehreren öffentlichen Erklärungen Zeugen, Mitglieder der Kommission, des ACF und der IIGEP mit höchst hetzerischen und politischen Ausdrücken attackierten.(48)

Die Gerichtsverfahren wurden auch durch ernsthafte Probleme bei mündlichen und schriftlichen Übersetzungen der Zeugenaussagen behindert, dazu gehörte auch das Material, das die Kommission vom CID geliefert bekam. Hier ein Beispiel, das in einem Artikel des Daily Mirror vom 25. April 2008 beschrieben wurde:

WICHTIGE BEWEISMITTEL DURCH ÜBERSETZUNG VERLORENGEGANGEN?

Die Verfahren der Col wurden durch Unstimmigkeiten bei den Übersetzungen von Aussagen beeinträchtigt, die ein Zeuge dem CID gegenüber im Jahre 2006 gemacht hatte. Diese Aussage betraf Informationen über den letzten Besuch des Zeugen im ACF – Büro am 4. August 2006 und über die Kombattanten, die er an diesem Tag in Mutur gesehen hatte.

Das Problem fehlerhafter Übersetzungen kam auf, als der stellvertretende Generalanwalt Yasantha Kodagoda, dem die Beweisführung für die Col oblag, mit der Befragung eines Zeugen auf der Grundlage von Details begann, die in einer Aussage gemacht worden waren, die vom CID am 4. Oktober 2006 protokolliert worden war.Der Zeuge sagte, er habe Angehörige der ACF am 4.August gegen. 8.30 Uhr morgens getroffen. Verwirrung entstand, ob [sic] diese Tatsache aus seiner Originalaussage entfernt worden war.”

Es wurde herausgefunden, dass bestimmte Fakten bei der Übersetzung vom singhalesischen ins Englische herausgelassen worden waren, und zwar in dem Teil, wo der Zeuge sagt, “Wir fuhren mit unserem Motorrad Richtung Krankenhaus und auf dem Weg sahen wir einige LTTE – Kader mit Waffen an der Kreuzung Post Office / Temple … Wir gingen Richtung des Landungsstegs von Muttur. Wir konnten Schüsse hören und deshalb machten wir aus Angst kehrt. Als wir Richtung ACF fuhren, sahen wir einige Leute in der Nähe des ACF – Büros und Manivannan [der Additional Divisional Secretary] sprach diese Leute an und forderte sie auf, nicht wie Idioten dort herumzustehen, sondern sich in Richtung Kirche zu bewegen. Ich sah die Armeeleute auf der Seite des Landungsstegs und LTTE – Leute auf der Stadtseite.“

“Jedes Mal, wenn wir versuchen den genauen Zeitpunkt, wann etwas passiert ist, zu bestimmen, scheint es so, als ob jede Übersetzung etwas anderes sagt. Das macht die Sache sehr schwierig,” sagte das Kommissionsmitglied Manouri Muttettuwegama.

“Ich lese den Text der amtlich beglaubigten Übersetzung, die mir gegeben wurde,” sagte Herr Kodagoda frustriert.

Der Zeuge wurde gebeten, draußen 10 Minuten zu warten, während die Kommission versuchte, das Problem der unterschiedlichen Übersetzungen zu klären. Schließlich wurde der Wahrheitsgehalt aller Übersetzungen der vier Aussagen des Zeugen in Zweifel gezogen. Dann stellte sich heraus, dass dem Anwalt der Kommission keine Kopie der relevanten Aussagen des Zeugen aus dem Jahre 2006 zur Verfügung gestellt worden war.

Das ganze Ausmaß der Frustration, das zu einer frühzeitigen Vertagung der Kommissionsanhörung führte, wurde deutlich, als man vernahm, wie das Kommissionsmitglied Muttettuwegama sich beklagte und zu Nissanka Udalagama, dem Vorsitzenden des CoI, sagte, “Dies ist wirklich ärgerlich.“

Schließlich entschied die Kommission, dass “neue amtlich beglaubigte Übersetzungen” durch Übersetzer der Kommission angefertigt werden sollten, weil die “amtlich beglaubigten Übersetzungen der Aussagen, die vom CID zur Verfügung gestellt worden waren, sich als fehlerhaft erwiesen hätten.” Daily Mirror, 25. April 2008

Im Juli 2008 verließ das ACF Sri Lanka mit dem Hinweis, sie hätten das Vertrauen in die Untersuchungen der Regierung die Morde an 17 ihrer Mitarbeiter aufzuklären, verloren. Im November kehrten einige Repräsentanten des ACF kurz zurück, um vor der Kommission auszusagen.

Im Oktober 2008 sagte der Vorsitzende der Kommission Nissanka Udalagama, dass dem Präsidenten in Kürze der vorläufige Bericht über die Morde in Trincomalee und den ACF – Fall übergeben werde. Dieser Bericht werde auch Empfehlungen enthalten, auch bezüglich der Entschädigung für die nächsten Angehörigen der Opfer von Mutur und Trincomalee. Es wurde geraten, sich in einer eidesstaatlichen Erklärung vor der Kommission als Angehöriger zu identifizieren und Entschädigung zu fordern.

9. März 2019